Kurtaxe im Urlaub: Diese Fakten sollten Urlauber kennen

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Wer bislang seinen Urlaub nur an Orten verbracht hat, die nicht als Kurorte gelten, wird sich bei Besuch eines solchen wundern: Es wird eine zusätzliche Gebühr verlangt, die Kurtaxe! Teilweise müssen sogar Hundehalter für ihre mitgebrachten Vierbeiner bezahlen. Die Preisunterschiede sind je nach Ort allerdings enorm.

Kurtaxe im Urlaub: Das extra Geld für den Urlaubsgenuss

Die erste Kurtaxe wurde angeblich im Jahr 1413 fällig, als in Bad Pyrmont die heilenden Quellen zur allgemeinen Nutzung angeboten wurden. Ab 1507 folgte diesem Beispiel Baden-Baden, wo jeder Besucher sechs Pfennige für die Nutzung der Thermalquellen bezahlen musste. Der Preußische Landtag gab dann 1893 bekannt, dass die Gemeinden, die sich Kurzwecken widmeten, Kurtaxen erheben dürften.

Die Ortstaxe wird überall dort erhoben, wo touristische Ballungsgebiete liegen und wo es hauptsächlich um Entspannung und Erholung geht. Nicht nur an der Ostsee oder Nordsee, auch in den Bergen oder in anderen Kurorten ist mit der Abgabe zu rechnen. Sie wird an den Vermieter entrichtet, der sie an die zuständige Stelle weiterleitet.

Dabei ist die Taxe keineswegs völlig unsinnig oder Geldschneiderei, denn sie dient dem Ausbau der touristischen Infrastruktur ebenso wie der Reinigung der Urlaubsorte und Strände sowie der Sauberhaltung der öffentlichen Toiletten. Sogar Eintritte werden damit gestützt, besondere Veranstaltungen für die Urlauber angeboten oder die kostenlose Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln.

Die erste Kurtaxe wurde angeblich im Jahr 1413 fällig, als in Bad Pyrmont die heilenden Quellen zur allgemeinen Nutzung angeboten wurden. (#01)

Die erste Kurtaxe wurde angeblich im Jahr 1413 fällig, als in Bad Pyrmont die heilenden Quellen zur allgemeinen Nutzung angeboten wurden. (#01)

Kurtaxe im Urlaub: Wenn ich nicht zahle…

Da die Kurtaxe nicht mit dem Buchungspreis für den Urlaub entrichtet werden muss, fragt sich so mancher Urlauber, ob er nicht um die Zahlung herumkommt. Wer sich aber davor drückt, begeht eine Ordnungswidrigkeit. Die Strafen dafür sind je nach Ort unterschiedlich geregelt und reichen von 5 bis 50.000 Euro.

Es ist Pflicht, das kleine Kärtchen, das die Zahlung bestätigt, immer mitzuführen. Vor allem an den Eingängen zum Strand stehen häufig Gemeindemitarbeiter, die die Urlauber kontrollieren. Wer sein Kärtchen nicht mitführt oder es gar einem Dritten überlassen hat, begeht die Ordnungswidrigkeit.

Übrigens gibt es auch findige Vermieter, die meinen, die Kurtaxe als Zusatzeinnahme verbuchen zu können. Sie machen sich aber der Abgabenhinterziehung strafbar, was mit bis zu zwei Jahren Freiheitsstrafe geahndet wird.

Gut zu wissen:

Kinder und Jugendliche bezahlen nichts, sie sind bis zum Alter von 18 Jahren von der Ortsabgabe befreit, wobei es inzwischen Gemeinden gibt, die die Grenze auf 16 Jahre herabgesetzt haben. Schwerbehinderte müssen ebenfalls nicht den vollen Beitrag zahlen, ihnen wird nur die Hälfte berechnet.

Video: Kurabgabe 2017 in der Gemeinde Sylt wird erhöht

Kurtaxe: Urlaub im eigenen Ferienhaus und mit Hund

Diesen Punkt handhaben die Gemeinden sehr unterschiedlich. Während die einen die Ortstaxe nur dann erheben, wenn sich der Besitzer des Ferienhauses tatsächlich dort befindet, bezahlen andere wiederum das ganze Jahr über, dafür aber einen vergünstigten Beitrag.

Teilweise muss nichts gezahlt werden, wenn das Ferienhaus als Zweitwohnsitz angemeldet ist. Um herauszufinden, wie genau die Ortstaxe geregelt ist, empfiehlt es sich, bei der zuständigen Gemeindeverwaltung nachzufragen.

Da Hunde naturgemäß ein Häufchen hinterlassen, sind die Strände teils großen Verunreinigungen ausgesetzt. Die Gemeinden haben daher teilweise festgelegt, dass Hundebesitzer auch zahlen müssen. Gerade an der Nordsee sowie in einigen Orten an der Ostsee wird die Taxe fällig, die meist zwischen 50 Cent und einem Euro pro Tag beträgt. Beispiele sind Binz, Sellin und Zingst.

Kurtaxe im Urlaub: Gerade an der Nordsee sowie in einigen Orten an der Ostsee wird die Taxe fällig, die meist zwischen 50 Cent und einem Euro pro Tag beträgt. Beispiele sind Binz, Sellin und Zingst. (#02)

Kurtaxe im Urlaub: Gerade an der Nordsee sowie in einigen Orten an der Ostsee wird die Taxe fällig, die meist zwischen 50 Cent und einem Euro pro Tag beträgt. Beispiele sind Binz, Sellin und Zingst. (#02)

Wann zahle ich die Ortstaxe

Die Ortstaxe wird direkt am Tag der Anreise erhoben, kann aber teilweise auch vorab bezahlt werden. Einige Reiseveranstalter bieten die Option, die Taxe bis zum Ende des Urlaubs zu zahlen, das Nachweiskärtchen gibt es dann dennoch bereits am ersten Tag.

Günstiger ist oft eine Jahreskurkarte, diese lohnt sich aber erst, wenn Sie mehrmals im Jahr oder einmal, dafür aber mehrere Wochen am Stück, in dem jeweiligen Ort sind. Wer nur einen Ausflug plant, kann eine Tageskarte lösen, entsprechende Automaten gibt es bei der Stadt oder direkt am Strand.

Enorme Unterschiede in Orten und Ländern

Erhoben wird die Kurtaxe in verschiedenen Ländern, meist in unterschiedlicher Höhe und mit diversen Vergünstigungen. Doch auch innerhalb Deutschlands zeigen sich enorme Differenzen: Die über 350 Kur-, Fremdenverkehrs- und Erholungsgemeinden bitten teilweise extrem zur Kasse.

So kann ein Urlaub schnell sehr teuer werden! Ein Beispiel: Eine Familie mit zwei Kindern, beide über 14 Jahre, reisen zusammen mit dem Hund nach Juist. Zwei Wochen soll der Urlaub dauern, und kostet 182 Euro zusätzlich, allein für die Ortstaxe. Das soll nicht wieder passieren und im nächsten Jahr geht der Urlaub dieser Familie nach Plau am See in Mecklenburg-Vorpommern.

Die Taxe macht hier nur 26 Euro aus. Doch es geht noch günstiger: Die Familie will in der Lüneburger Heide wandern und reist nach Bispingen. Ortstaxe? Fehlanzeige, hier ist alles kostenfrei.

Wer sich als Priorität für den Urlaub gesetzt hat, dass der Ferienort am Strand liegen muss, sollte daher unbedingt auch auf die Ortstaxe schauen und den Urlaubsort danach auswählen. Egal ob an Nordsee oder Ostsee, in einem Seengebiet oder an einem Fluss.

Hier noch eine kurze Übersicht über teure und günstige Orte:

Teure Orte

  • Juist (ca. 3,50 Euro für Erwachsene)
  • Borkum (3,50 Euro)
  • Langeoog (Erwachsene 3,50 Euro, Kinder ab 6 Jahre 2,10 Euro)
  • Norderney (3,40 Euro für Erwachsene)
  • Bad Kissingen (3,50 Euro)
  • Baden-Baden (3,50 Euro)
  • Bad Nauheim (3,30 Euro)
  • Sylt und Bad Salzuflen (3,20 Euro)
  • Bad Homburg (3,07 Euro)
  • Büsum, Dahme, Grömitz, Timmendorfer Strand ((3,00 Euro)
  • Binz (2,60 Euro plus 0,50 Euro für den Hund)
  • Usedom (zwischen 1,85 und 2,50 Euro)

Günstige Orte

  • Bad Wilhelmshöhe (50 Cent für Erwachsene)
  • Fehmarn (1,80 Euro)
  • Loddin (1,85 Euro)
  • Plau am See (1 Euro)
  • Waren an der Müritz, Isny im Allgäu, Templin (1,50 Euro)
  • Bad Berleburg (1,70 Euro)
  • Rottach-Egern (1,60 Euro)
  • Bernkastel-Kues, Bispingen (0 Euro)
Auch innerhalb Deutschlands zeigen sich enorme Differenzen: Die über 350 Kur-, Fremdenverkehrs- und Erholungsgemeinden bitten teilweise extrem zur Kasse bei der Kurtaxe.(#03)

Auch innerhalb Deutschlands zeigen sich enorme Differenzen: Die über 350 Kur-, Fremdenverkehrs- und Erholungsgemeinden bitten teilweise extrem zur Kasse bei der Kurtaxe.(#03)

Teurer oder günstiger Urlaub:

Unterschiedlich hohe Ortstaxen sind möglich

Die deutschen Inseln berechnen ihre Kurtaxe verschieden und so bezahlen Urlauber auf Usedom und Sylt verschiedene Taxen je nach Bad. Der Grund: Jede Gemeinde legt die Höhe selbst fest und so kann der Urlaub in einem Ferienort deutlich günstiger sein als in dem anderen, obwohl beide fast nebeneinanderliegen.

Die Differenzen auf Sylt sind nicht ganz so erheblich, auf Usedom fallen die Preise deutlich ins Gewicht. Die Taxe schwankt hier zwischen 48,10 Euro und 130 Euro. Am günstigsten ist es in Loddin, am teuersten in Heringsdorf.

Keine preislichen Unterschiede finden die Gäste auf Amrum, hier ist es daher völlig egal, in welchem Ort Sie sich gerade befinden.

Gut zu wissen: Wenn Sie Kurtaxe gezahlt haben, können Sie die touristischen Angebote nutzen – aber nur in dem Ort, für den Sie auch bezahlen mussten! Das heißt, für den Ausflug an den Nachbarstrand oder zu Angeboten im Nachbarort müssen Sie erneut zahlen, wobei dann eine Tageskarte ausreichend ist.

Dies ist wichtig, denn gerade in der Hochsaison sind die Kontrollen engmaschig und die Gefahr groß, bei Schummeleien das Bußgeld auferlegt zu bekommen. Allerdings ist das unterschiedlich, denn beispielsweise in Schleswig-Holstein berechtigt die Kurkarte zur Nutzung von rund fünfzig verschiedenen Angeboten.


Bildnachweis:©Shutterstock – Titelbild: Igor Zubkis – #01: s_karau – #02: Capture Light – #03: Sebas Adrover

1 Kommentar

  1. Ich hasse nichts mehr als Kurtaxe. Nicht wegen des Betrags an und für sich – das ist (für mich) Peanuts.

    Sondern weil man sie meist separat bezahlen muss, und dann noch bar! So altmodisch!

    Von der Leistung die dahinter steckt halte ich auch nichts. Wer ein Kurkonzert besuchen will, soll eben dafür ein Ticket lösen, wie sonst auch.

    Außerdem geht einen Veranstalter wohl kaum mein Name etwas an, und schon gar nicht die Adresse. Beides steht aber meistens drauf.

    Hallo, Datenschutz?!

  2. Jens von haustier-experten am

    Hallo zusammen,

    Die Kurtaxe für Hunde empfinde ich nur als Abzocke! Was bekommt der Hundehalter dafür? Jeder Hundehalter zahlt schon seine Hundesteuer, über deren Sinn man auch streiten kann.

    Mit freundlichen Grüßen
    Jens

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